Sie nagt an mir, wie siedender Zucker, der sich langsam und unnachgiebig durch die Haut frisst.
Als wäre die Qual nicht genug, die sie verursacht, kommt sie immer in Begleitung: Gäste, die einem das Leid unerträglich machen. Gäste, die mich vor sich hertreiben, nur, um mir im Finale die Luft abzuschnüren. Du gemeine Einsamkeit. Reicht der Stachel, den du mir ins Herz treibst, nicht aus? Ich liege doch schon am Boden. Bittere Kälte & Dunkelheit drücken auf meine Brust.
„Genau dort ist’s, wo du hingehörst“, schreit der Selbsthass. „Ach, besser ist’s, dass du allein bist. Dich kann man doch keinem zumuten“, äfft die Scham. Jedes Wort dringt tiefer in die Fleischwunde – dem Ziel immer näher. Bald sind sie da – bei meinem Innersten.
Doch zwischen all den zerstörerischen Worten und meinem zustimmenden Nicken, ein Flüstern. Samtig, wie der Gutenachtkuss einer Mutter. Hell, wie der Sonnenaufgang an einem klaren Morgen. Oh, welch ein glänzendes Licht.
Ein Donner durchdringt den Raum: „Ihr Lügner!“ Kurz zucke ich zusammen, doch ich bin nicht gemeint. Die Gäste verstummen.
Helles Licht umhüllt mich, legt sich auf meine Wunde und bedeckt meine leere Hülle. Ein Hauch. Pures Leben erfüllt mich und Wonne breitet sich in meinem Brustkorb aus. Lebenswille durchdringt mich!
Schicht für Schicht verblasst das rote Fleisch. Glänzender Schimmer umgibt die neue Haut – sie ist schön. Ich bin schön.
„Ich sehe dich“, flüstert Seine herrliche Stimme in mein Ohr.
Meine Hände strecken sich Ihm wie von selbst entgegen. Jedes Wort sauge ich auf. Buchstabe für Buchstabe schreibe ich mir ins Herz. Niemals möchte ich es vergessen!
Das Licht wird schwächer. Die Wärme bleibt und mildes Raunen streift mein ganzes Sein: „Meine Tochter, ich bin da…!“
»Für immer«, beende ich mit einem Lächeln Seinen Satz.
Ein neuer Gast betritt den Raum. Anmutig und aufrecht schreitet sie auf mich zu. Sie nimmt neben mir Platz und legt ihre Hand auf meine.
Ihr Name ist Hoffnung.
Kommentar schreiben