Es war genau eine Woche vor dem ersten Advent, als feine Schneeflocken zur Erde fielen. Und tatsächlich, sie blieben liegen.
Eigentlich hatte ich keine Zeit. Die Brotdose für den nächsten Schultag warteten, um gefüllt zu werden, auch das Haus hätte einen schnellen Durchlauf mit dem Staubsauger vertragen. Doch das glitzernde Weiß und die tiefstehende Sonne waren zu verlockend. Also warf ich mir den Wintermantel um, band meinen Schal eng um den Hals. Nur keine Zeit verlieren! Das schlechte Gewissen sollte gar keine Chance bekommen sich rechtzeitig zu melden.
Die Luft roch frisch gewaschen und eine friedvolle Stille lag über dem Örtchen. Als hätte Gott nicht nur die Wiesen und den Boden zugedeckt, sondern auch mit der weißen Decke der Betriebsamkeit & der Hektik Einhalt geboten.
Nach ein paar Minuten hatte der Berg die Sonne verschluckt. Doch richtig finster wurde es nicht. Ist das nicht erstaunlich, wie hell die Nacht ist, wenn Schnee die Erde einkleidet.
Nicht einen Moment zweifelte ich bei diesen Anblick, dass es einen Gott gibt und dass dieser Gott ein Künstler sein muss!
Die Zeit der Einkehr war eingeleitet worden. Heimkommen, zur Ruhe kommen. Ankommen!
Nun ist die Zeit, in der alles ein wenig länger dauert – dauern darf. Das Auto muss erst abgekehrt, der Ofen angeheizt, die Kinder mit fünf Schichten eingemummt oder das Teewasser aufgekocht werden. Und doch ist es die Zeit, in der ich mit einer heißen Tasse Tee und Wolldecke um die Schultern das flackernde Kerzenlicht beobachte und träume – von einer tiefgreifenden Hoffnung, die erst durch diese Stille aufkeimen kann.
Jetzt ist nicht die Zeit hektisch Weihnachtsgeschenke einzukaufen, bis spät nachts Kekse zu backen - nur um eine Tradition zu befriedigen, den zwanzigsten Punschstand zu besuchen oder beim Versuch das Haus zu schmücken, fast von der Leiter zu fallen. Ja, ich will mich selbst ermahnen und standhaft dem Trubel, der so einladend scheint, widerstehen.
Stattdessen werfe ich die Hände in die Höhe und drehe mich tänzelnd im Kreis, während ich auf das vergangene Jahr zurückblicke. Voller Dankbarkeit. Dankbar für zwei Kinder und ihre pure Lebendigkeit. Dankbar für eine Gemeinde, in der ich mich immer mehr Zuhause fühle. Dankbar für Menschen, die mir mit freundlichen Blick begegnen. Und eine schier unmöglich angemessene Dankbarkeit, dass Jesus an meiner Seite ist.
Ich werde Gottes Einladung annehmen und in der stillen Zeit bewusst DA sein.
Und während die dampfende Tasse meine Hände wärmt, halte ich mich fest an der Hoffnung, dass dieses erfrischende und prickelnde Gefühl beim ersten Schneefall ein Vorgeschmack auf die Ewigkeit ist.